offenes Buch mit Tierkreiszeichen

Kriegsenkel-Trauma aus astrologischer Sicht

Ein Beitrag von Carmen Mai

Mit Astrologie Traumata erkennen und entschlüsseln

Was machen Kriege mit den Menschen? Werden traumatische Erfahrungen an nachfolgende Generationen weiter gegeben? Die Astrologin Carmen Mai sagt ja – und belegt das anhand eines Horoskops. In ihrer Analyse zeigt sie auf, welches Potential in den Traumata der Ahnen liegt.

Erfahrung der Heimatlosigkeit und Armut bei meinen Ahnen

Mein Opa, der nie im Krieg war, weil seine rechte Hand von einem Unfall steif war, pflegte zu uns Kindern zu sagen: „Wartet nur, es kommt noch einmal ein Krieg.“ Das hinterließ in mir als kleines Mädchen eine solche Wirkung, dass ich abends meine Kleider schön gefaltet an den Bettrand legte. Ich musste ja bereit sein, schnell zu fliehen, wenn es notwendig werden würde.

Meine Eltern und beide Großeltern mussten nie fliehen. Sie waren einfache, arme Bauern, die schon seit Generationen am Kaiserstuhl und in der Umgebung lebten. Trotzdem, da musste in der Vergangenheit etwas gewesen sein, was einer Flucht ähnelte und mit großer Armut verbunden war. Es gibt nämlich in meinem Horoskop bestimmte Konstellationen, die darauf hinweisen.

Das dämmerte mir, als mich mein Bruder bat, einen Stammbaum meiner väterlichen Linie zu erstellen. In den Auszügen des Kirchenregisters standen die Namen meiner Vorfahren, wen sie heirateten, wie viele Kinder sie bekamen und wann diese starben (manchmal wenige Tage nach der Geburt). Fast alle waren Bauern und Tagelöhner. Wie armselig musste ihr Leben gewesen sein! Und: Sie waren Nachkommen von Schwabenkindern aus Österreich, also Kinder, die aufgrund von großer Armut ihre Eltern verlassen mussten und zu Fuß nach Schwaben wanderten, wo sie sich auf Bauernhöfen verdingten.
Sie waren heimatlos, entwurzelt, nicht unbedingt willkommen und bitterarm. Und das spiegelte sich alles in meinem Horoskop und in meinem Leben wider! Ich habe meine Heimat, den Kaiserstuhl, schon früh verlassen und bin in meinem Leben häufig umgezogen, mal aufs Land, mal in eine größere Stadt. Beruflich hatte ich es meistens sehr schwer, Fuß zu fassen. Ich war ja wie eine Zigeunerin und hieß auch noch so. Carmen nannte mich mein Vater, weil ihm die Oper so gut gefiel.

Ich bin mir sicher, dass mich die Erfahrungen meiner Ahnen geprägt haben – und dass ich mir diese Ahnen auch ausgesucht habe, weil mir die Heimatlosigkeit und Armut, die sie erlebten, vertraut waren. Könnte es nicht sein, dass ich in früheren Leben in Indien ein herumziehender Asket oder Mönch war, der einmal hier und einmal dort war, also kein richtiges Zuhause hatte? Ist es nicht wahrscheinlich, dass sich damals der Glaubenssatz in mir festsetzte, dass nur ein Leben in Armut gottgefällig ist und ich bloß nicht sesshaft werden und das Leben genießen soll? Ob es nun die traumatischen Erlebnisse meiner Ahnen waren oder Eindrücke aus früheren Leben, beides kann ich im persönlichen Horoskop erkennen, und das möchte ich in diesem Beitrag näher beleuchten.

Ein paar Worte zur Astrologie für „Nichtgläubige“

Ich beschäftige mich seit mehr als 30 Jahren mit Astrologie. Viele Zusammenhänge sind mir in dieser Zeit bewusst geworden. Ich habe mich durch die Analyse meines Horoskops selbst kennengelernt, Persönlichkeitsanteile in mir entdeckt, von denen ich vorher nicht die geringste Ahnung hatte.

Zu sagen, dass ich an Astrologie glaube, ist falsch, denn Astrologie ist keine Religion, die man blindlings zu befolgen hat. Astrologie ist viel eher ein System, welches sich im Laufe der Jahrtausende entwickelt hat. Sie beruht auf bestimmten Gesetzmäßigkeiten und bietet den Menschen eine Orientierung in schwierigen Zeiten.

In einem Horoskop steckt alles drin, ähnlich wie in den menschlichen Genen. Man muss es nur zu deuten wissen. Hinzu kommt, dass ein Horoskop immer auf mehreren Ebenen gelesen werden kann, abhängig von dem Reifegrad der jeweiligen Person, dem Umfeld und der Zeit, in der sie lebt. Im folgenden Abschnitt soll es vorrangig um Kriegstraumata gehen, wie sie im Horoskop zu erkennen sind und welches Potential damit verbunden ist.

Beispiel eines schweren Kriegstraumas anhand von Cornelias Horoskop

Letzthin besuchte ich Cornelia und ihren Mann auf dem Land. Ich wusste, dass sie einen Kriegsenkel-Kongress organisiert hatte, der sehr erfolgreich war. Das Thema interessierte mich, weil mir inzwischen klar geworden war, dass der Krieg und die Erfahrungen meiner Ahnen bei mir Spuren hinterlassen hatten, wie ich eingangs erzählt habe. Der Gedanke kam mir, ob nicht auch in Cornelias Horoskop die Flucht aus Schlesien und die traumatischen Erfahrungen ihres Vaters erkennbar sind. Ich fragte Cornelia um Erlaubnis, mir ihre Geburtsdaten zu geben, damit ich ihr Horoskop erstellen kann. Und in der Tat: Da kam einiges ans Licht, was ich ihr bis tief in die Nacht erklärte und ich im Folgenden verkürzt darstelle.

 

Damit der Leser meine astrologische Deutung besser nachvollziehen kann, ist hier ein Ausschnitt aus Cornelias Horoskop wiedergegeben, der für das Trauma ihres Vaters relevant ist.

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Zunächst betrachten wir die Stellung der Sonne und ihre Verbindung zu anderen Planeten. Denn die Sonne steht für das Selbst, die Selbstverwirklichung und den Vater in einem selbst. In Cornelias Horoskop sehen wir, dass die Sonne schwierige Aspekte zu mehreren Planeten hat und damit stark verletzt ist. Sie bildet nämlich ein Quadrat zu Uranus, Pluto und Mars, erkennbar an der roten Linie zwischen der Sonne ()  und den genannten Planeten, die eng beieinander stehen.

Was heißt das? Der Vater erlebte einen Schock bzw. eine starke Unruhe, die ihm den Boden unter den Füßen wegzog (Sonne im Quadrat zu Uranus). Dieser Schock bezog sich auf seine Heimat, die er plötzlich verlor (Sonne im Bereich der Familie bzw. Heimat). Es handelte sich um ein Ereignis, welches mit Aggression (Sonne im Quadrat zu Mars) und Gewalt (Sonne im Quadrat zu Pluto) verbunden war. Cornelias Vater war diesem Ereignis hilflos ausgeliefert. Er fühlte sich ohnmächtig und als Opfer (Sonne im Quadrat zu Pluto). Er wollte sich durchsetzen und befreien (Mars und Uranus im Bereich der Durchsetzung), wurde aber darin unterdrückt (Pluto ebenfalls im Bereich der Durchsetzung). Eine aussichtslose Situation.

Das war Cornelias Ausgangslage zum Zeitpunkt ihrer Geburt. Das Trauma ihres Vaters hat sich auch bei ihr in bestimmten Lebensphasen bemerkbar gemacht. Wahrscheinlich ist ihre Mutter während der Schwangerschaft (durch Einfluss von Gewalt) gestürzt und hat einen Schreck erlitten, der für das Kind im Bauch sehr bedrohlich war. Diese unbewusste Bedrohung, verbunden mit dem Erleben von Macht und Ohnmacht könnten nun das ganze Leben Cornelias durchziehen. Doch sie setzte sich mit ihrer Familiengeschichte auseinander. 

Das verborgene Potential erkennen

Cornelia hat nun die Chance, auf eine andere Weise damit umzugehen; eine Chance, die ihr Vater und seine Generation nie hatten. Indem sie die Hintergründe ihrer Entwurzelung aufdeckt und diese kommuniziert (Neptun im Bereich der Kommunikation), kann sie sich von alten Mustern, Vorstellungen und Glaubenssätzen befreien und mehr Erfüllung und Sinn in ihrem Leben finden.

Statt ohnmächtig wie ihr Vater zuzuschauen und zu schweigen, soll sie sich mit ihrem Trauma und dem ihres Vaters auseinandersetzen, dieses in die Öffentlichkeit bringen und mit innerem Abstand darüber berichten (aufsteigender Mondknoten im Bereich der Berufung). Das ist Cornelias Lebensaufgabe, die sich aus ihrer Familiengeschichte ergibt und im Horoskop zu erkennen ist. Darin liegt gleichzeitig ihr größtes Wachstumspotential. 

Daraus folgt: Auch wenn wir oder unsere Vorfahren etwas Furchtbares erlebt haben, welches wir nicht verarbeiten konnten, ist das ein Stachel, der uns immer wieder antreibt, nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen, um uns davon zu befreien und geläutert aus dem Trauma hervorzugehen – wie Phönix aus der Asche. 

Wie kann Astrologie Kriegsenkeln und Traumatisierten helfen?

Die Astrologie bietet umfangreiche Hilfestellungen, um tief sitzende Traumata zu bearbeiten. Sie kann z.B.

  • dazu beitragen, die eigenen Lebensumstände besser zu verstehen und Zusammenhänge zu erkennen
  • bewirken, dass der Traumatisierte sich in seinen Gefühlen und Ahnungen bestätigt und bestärkt fühlt
  • im Horoskop die Traumata ans Licht bringen, welche unbewusst übernommen wurden, seien dies nun die Traumata aus vergangenen Leben, die Traumata der Ahnen (= Familienkarma), der Mutter während der Schwangerschaft oder während der Kindheit.
    Nur wenn Traumata geklärt und artikuliert werden, verlieren sie ihre Bedrohung und können gelöst werden
  • festgefahrene Strukturen im Leben aufdecken, sie bewusst machen und zu einer neuen, befreienden Sichtweise verhelfen
  • das Potential aufzeigen, welches in den Traumata der Ahnen liegt, z. B. mit Energie und Mut das Leben meistern (bei kritischen Aspekten zwischen Sonne und Mars) oder zu einer machtvollen, charismatischen Persönlichkeit heranreifen (bei kritischen Aspekten zwischen Sonne und Pluto)
  • klären, wo im Horoskop die Bestimmung bzw. Berufung liegt und was die Lebensaufgabe ist
  • welche Art von Partner / Partnerin man anzieht und welche Muster / Glaubenssätze einen daran hindern, eine erfüllende Partnerschaft zu führen
  • Themen benennen, die gerade anstehen und bearbeitet werden wollen

Meine Botschaft:

Wir leben in einer Zeit, in der wir die Möglichkeit haben, alte Verletzungen anzuschauen und zu heilen. Das stärkt unser geistiges und körperliches Immunsystem. Beides ist wichtiger denn je, denn dadurch finden wir zu mehr Kraft, Mut und Vertrauen in das Leben.

 

Carmen

Carmen Mai
Ist Indologin und Astrologin und lebt im Münchner Raum.
Astrologie ist ihre Leidenschaft. Sie kann Traumata im Horoskop erkennen und das damit verbundene Potential entschlüsseln.

Carmen ist für Fragen unter: +49 162 3628438 (20 bis 22 Uhr) erreichbar

Bildquellen:
Buch mit Horoskop: istockphoto, Chinnapong
eigene Bilder

1 Kommentar zu „Kriegsenkel-Trauma aus astrologischer Sicht“

  1. Hallo & Dankeschön – vor allem für das Stichwort „Schwabenkinder“ bzw. „Schwabengänger“! Die Schwabenkinder haben sogar eine eigene Seite bei „f_b“.

    Das Thema hat mich auch vor einer Weile erreicht & sehr berührt, als ich in der Bücherei über ein Hörbuch / Buchlesung „gestolpert“: Elmar Bereuter – „Die Geschichte des Kaspanaze“.

    Es gibt einiges an Literatur.
    Josef Muther: „Die Wanderungen der Schwabenkinder in Tirol & Vorarlberg“ Hg. Wien 1912 (!).

    Zum Bsp. in 88364 Wolfegg Allgäu Oberschwaben gibt (gab?) es im Bauernhaus Museum dazu (mal) eine Ausstellung.

    In Österreich gibt es die (www) Montafoner Museen bzw. das Heimatmuseum in Schruns zu dme Thema.

    Hochspannend, wie das Milieu der Tagelöhner, Verdingkinder, Wanderarbeiter usw. auch schon vor dem I.+II. WK in den Vorfahren (in den Kindern / in den Genen) steckt.
    Danke.

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