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Nicht ohne meine Ahnen

Rundmail am 20. Februar 2022: 

Ich grüße dich von Herzen

und bin ganz aufgeregt, dir heute endlich das Gewand der Neuausgabe des Kriegsenkelbuchs zu zeigen. Vor ein paar Tagen ist es vollendet worden. Ehrlich gesagt – ich bin ganz verliebt darin.

Doch bis dahin war es ein langer und beschwerlicher Weg. Über ein Jahr ist vergangen, seitdem das Buch zum Kriegsenkel-Kongress fertig wurde. Die erste Auflage war schnell vergriffen. Etliche Leser schrieben mir, wie berührend das Buch sei und wie wertvoll. Vor allem die verschiedenen Aspekte und Lösungsmöglichkeiten wurden immer wieder lobend erwähnt. Mehrmals erhielt ich den Hinweis, dass dieses Buch in jeden Haushalt gehören würde.

Neben den unglaublich vielen positiven Rückmeldungen kam aber auch vereinzelt Kritik an dem äußeren Erscheinungsbild des ansonsten gehaltvollen Buches. Ich muss gestehen, ich hatte nicht wirklich viel Ahnung davon und verstand die Kritik als Anregung. Zugleich machte ich mich an einen neuen Entwurf, der in Zukunft dieses Buch einkleiden soll.

Nach langem Hin und Her und etlichen Varianten, die uns mehr oder weniger gefielen, war es dann plötzlich so weit. Endlich wussten wir, in welche Richtung wir weitermachen konnten.

Angelika schlug vor, es mal mit meinem Familienfoto auszuprobieren. Schließlich waren es ja meine Ahnen, die mir einst im April 2019 den Impuls zum Kriegsenkel-Kongress eingeflüstert hatten. Als wir es dann in den Entwurf einfügten, war es eindeutig. Irgendwie sogar überwältigend. Sonnenklar – ja, das ist es! Ich fühlte so viel Wärme und Liebe. Innerlich grinste ich und sagte zu meinen lieben Ahnen: „Jetzt habt ihr es auch noch auf das Buchcover geschafft.“

 

design ohne titel (24)

design ohne titel (24)

Ja, auf dem Foto ist die Familie meines Vaters zu sehen. Er ist der Kleine auf dem Bild ganz rechts. Bis auf den ältesten Bruder sind alle anderen Geschwister nach dem Krieg verhungert. Mein Vater war der einzig Überlebende von fünf Geschwistern, die mein Großvater zurücklassen musste, als er zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Der älteste Sohn, mein Onkel Johannes, war zu dem Zeitpunkt als Flakhelfer an der Front.

Trotz des unglaublich angenehmen Gefühls mit dem Foto auf dem Buchumschlag traten Zweifel auf, ob es wirklich richtig ist, meine Familie so in den Mittelpunkt zu stellen. Angelika beruhigte mich und meinte, es steht symbolisch für all die Menschen, über deren furchtbare Schicksale lange Zeit geschwiegen wurde. Meine Geschichte des übernommenen Traumas ist so typisch für unzählige Kriegsenkel.

Ich bin auch ganz glücklich, über die vierblättrigen Kleeblätter. Sie zieren dieses Bild und unterstreichen meine Botschaft. So heftig das Schicksal der Ahnen auch sein mag – darin ist ein riesiger Schatz verborgen. Denn da, wo sich der tiefste Schmerz zeigt, offenbart sich zugleich das größte Potenzial.

Wenn ich es schaffe, mich von der schweren Last zu befreien, dann schaffst du es auch.

Nun freue ich mich darauf, mit der Überarbeitung der letzten Texte fertig zu werden und dir dann hoffentlich bald, die Neuausgabe präsentieren zu können.

Über diesen Rundbrief wirst du auf jeden Fall von mir davon hören. Wenn du zusätzlich informiert werden möchtest, sobald das Buch zu erhalten ist, so schreibe mir unter support@kriegsenkel-kongress.de (Betreff: Kriegsenkelbuch)

In großer Vorfreude

Cornelia

P.S: Nachdem das Foto meiner Familie es auf den Umschlag des Kriegsenkelbuchs geschafft hatte, war es auch stimmig, es als Titelbild zu dem 2. Kriegsenkel-Kongress  zu nehmen.

3 Kommentare zu „Nicht ohne meine Ahnen“

  1. Liebe Cornelia, absolut berührend! Bin Jahrgang 1945. Meine Eltern- beide verstorben inzwischen- wurden 1912 und 1923 geboren.

    Seit 2 Jahren rekonstruiere ich mit HIlfe meiner Cousinen und Vettern meine Ahnenreihe mütterlicherseits und väterlicherseits . Eine harte aber lohnenswerte Arbeit!

    Bitte lass mich wissen, wann das Buch erscheint. Ich werde es auch im Kreis meiner verbliebenen Verwandschaft und meiner Netzwerke quer über den Globus weiter empfehlen!

    Gruss aus Berlin, wo ich seit Dez 1979 leben. Geboren und aufgewachsen in Recklinghausen.

  2. Bin öfters sehr berührt wenn ich die wunderbaren Vorträge mir anhören. Bin selbst durch sehr lange Trauerphase gegangen und habe zwei Geschwister verloren. Das Leben hat’s sich völlig verändert. Muß jetzt lernen mit den Verlust umzugehen. Meine Ahnen haben Kinder durch den zweiten Weltkrieg verloren und meine Eltern waren schwer traumatisiert, (Flucht und Vertreibung aus Schlesien). Seit 25 Jahren bin ich therapeutisch dran um mit meinem Leben klarzukommen. Es begann bei mir mit eine schwere Depressiven Episode. Respekt für alle Mitbetroffene. LG

  3. Liebe Cornelia,
    ich bin zwar kein „Kriegsenkel“, sondern ein Kriegskind, aber nachdem jetzt wieder ein Krieg in Europa droht, kommen die die Erinnerungen an 1945 wieder hoch. Ich war sieben Jahre alt und der älteste von vier Brüdern, als meine Mutter auf unserem Bauernhof in Westpreußen bei klirrender Kälte anspannen ließ und wir uns auf die Reise nach Westen begaben. Mit knapper Not entgingen wir den russischen Panzern, die auf dem Vormarsch viele Wagen einfach überrollten. Unsere Heimat war verloren und jetzt droht vielen Ukrainern ein ähnliches Schicksal. Möge Gott ihnen beistehen!

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